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Die einfachste Klasse unter den Schaltwerken
wird von den sogenannten "Flipflops" (Abk. "FF")
gebildet. Im Gegensatz zu den Schaltnetzen zeichnen sich diese
Bauelemente durch die Existenz eines internen Speichers aus. Aufgrund
dieser Speicherfähigkeit reicht zur Funktionsbeschreibung
die Kenntnis der aktuellen Eingangszustände in diesem Fall
allein nicht mehr aus; auch der aktuelle Zustand des internen
Speichers muß bekannt sein (d.h. praktisch, daß Kenntnis
über den "vorgeschichtlichen" Betrieb der Schaltung
vorhanden sein muß).
Die einfachste Flipflop-Schaltung
soll durch die folgenden drei Funktionen charakterisiert sein:
Diese drei FF-Funktionen können
in einem einfachen Zeitdiagramm dargestellt werden:
Abb. 4.4: Einfaches Zeitdiagramm eines Flipflops.
Flipflops können als schnelle
elektronische Schalter verstanden werden, die z.B. die Eingänge
eines Verknüpfungsnetzes solange stabil halten, bis alle
Signaländerungen die Schaltung durchlaufen haben:
Abb. 4.5: Flipflop-Anwendung.
An die "Schalter" FF1 und FF2
müssen Forderungen gestellt werden, deren Erfüllung
Voraussetzung für ein störungsfreies Verhalten der obigen
Schaltung ist:
Hinweis:
In der hier gezeigten typischen Flipflop-Anwendung beziehen sich die Bezeichner X und Y auf sogenannte Bus-Systeme, d.h. eine Zusammenfassung gleichwertiger Signalleitungen zu einem Leitungsbündel. Dieses Bündel kann z.B. 8 Leitungen umfassen und damit 1 Byte Signale tragen. Das Flipflop FF2 ist in entsprechender Anzahl vorhanden (1 Flipflop pro Signal).
Diese parallele Beschaltung von FFs
wird als ein "Register" bezeichnet.
Das Flipflop FF2 ist also Teil eines Registers und übernimmt als Eingangsschalter für das Verknüpfungsnetz VN2 die Ergebnisse von VN1 und hält sie stabil. Damit können sich die Signale in VN2 ausbreiten, während in VN1 bereits ein neuer "Signalvektor" ermittelt wird. Die einzelnen Ergebnisse können sogar zu verschiedenen Zeitpunkten erzeugt werden.
Die Eingangswerte von VN2 bleiben durch das Register (FF2) von allen Signalwechseln unbeeinflußt.
Bleibt das FF-Register in seiner
Speicherposition, kann außerdem die Ausbreitung eventuell
in VN1
erzeugter Störimpulse in das VN2
hinein verhindert werden.
Die gleichen Betrachtungen gelten natürlich für die Eingänge von VN1 und damit auch für das rückgekoppelte Signal. Diese Rückkopplung kann durch Flipflop FF1 unterbrochen werden, wodurch das Zeitverhalten geändert wird. VN1 in Verbindung mit FF1 kann als ein neues Schaltwerk SW1 betrachtet werden.
Sollen erst dann am Eingang von VN1
neue Werte übernommen werden, wenn alle vorher ausgelösten
Signalwellen bereits abgeklungen sind, muß FF1
alle rückgekoppelten Signale bis zur längsten Durchlaufzeit
in VN1
(Verzögerungszeit tv) sperren.
Aus dieser Anwendung ergeben sich
unmittelbar die Grundanforderungen, die an ein Basis-Flipflop
gestellt werden müssen. diese Forderungen an das zeitliche
und logische Verhalten des FFs sind in folgenden Zeitdiagramm
zusammengefaßt:
Abb. 4.6: Zeitliches und logisches Verhalten eines Basis-Flipflops.
Eine angenäherte Lösung
wäre möglich mit einer Zweiflanken-Steuerung, wobei
zwischen der Informationsübernahme durch das Flipflop und
der Informationsausgabe eine einstellbare Verzögerungszeit
tv existieren sollte:
Abb. 4.7: Zweiflanken-Steuerung.
4.2.1 Entwurf eines Latch-Flipflops
Als einfachste Beispiel soll zunächst
ein hypothetisches Latch-FF entwickelt werden. Dieses Flipflop
soll gekennzeichnet sein durch zwei unterscheidbare Zustände:
Für dieses Flipflop könnte also das nebenstehende (ebenfalls hypothetische) Schaltsymbol zur vollständigen Beschreibung dienen: | |
Abb. 4.8: Hypothetisches FF-Schaltsymbol. |
Eine tabellarische Funktionsbeschreibung
(Funktionstabelle, Wahrheitstafel) könnte ebenfalls vorgenommen
werden:
0 (unlatch) | (d = Datum) | ||
1 (latch) | (x = don't care) |
Tab. 4.2: Wahrheitstafel des Latch-Flipflops.
Im KV-Diagramm könnten unmittelbar stabile und nicht-stabile Zustände unterschieden werden:
Abb. 4.9: KV-Diagramm des Latch-Flipflops. |
Wird mit Q+ der FF-Zustand nach der Änderung der Eingangsparameter verstanden, dann gilt offenbar für stabile Zustände die Speicher- bzw. Halte-Bedingung:
. | (4.1) |
Die stabilen Zustände wurden
im KV-Diagramm durch Einkreisungen gekennzeichnet.
Noch anschaulicher wird diese Beschreibung
durch das oben eingeführte Zustandsdiagramm:
Abb. 4.10: Zustandsdiagramm des Latch-Flipflops.
Am Zustandsdiagramm ist erkennbar,
daß diese Schaltung nur zwei stabile Zustände besitzt,
in die sie durch entsprechende Eingangssignale "gekippt"
werden kann. Auf Grund dieser Eigenschaft wird für diese
Schaltung oft auch die Bezeichnung "Bistabile Kippstufe"
geführt.
Eine mögliche Gatterimplementierung
dieses Flipflops zeigt deutlich die durch Rückkopplung realisierte
Speicherfunktion:
Abb. 4.11: Gatterimplementierung eines Latch-Flipflops (hypothetisch). |
Funktionsgleichung des Latch-Flipflops:
(4.2) |
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