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4 Sequentielle Schaltungen, Schaltwerke

4.4 Das getaktete Flipflop


Das einfache RS-Flipflop zeichnet sich dadurch aus, daß jede Änderung der Eingangsparameter R bzw. S sofort ausgewertet wird; das Flipflop kann also jederzeit neue Daten an den Logikeingängen R und S übernehmen.

In vielen Anwendungen ist es jedoch vorteilhaft, wenn eine Informationsübernahme nur zu bestimmten, genau einstellbaren Zeitpunkten möglich ist. Das Flipflop sollte also nur in extern festgelegten Zeitintervallen die Auswertung der logischen Eingänge vornehmen.

Diese zusätzliche Zeitsteuerung wird als Takt (engl. clock) bezeichnet, das entsprechende Signal als Taktsignal. In seiner Funktionalität entspricht dieser Takteingang der oben geforderten Latch-Funktion des einfachen Latch-FF. Das derart gesteuerte Flipflop wird als "getaktetes Flipflop" (engl. gated latch) bezeichnet.

4.4.1 Das getaktete RS-Flipflop (gated Latch)

Zur Umwandlung des Basis-RS-Flipflops in ein taktgesteuertes Flipflop ist die Implementierung eines Takteinganges notwendig, der z.B. folgende Bedingung erfüllt:



Ausgehend vom RS-Grundbaustein kann diese Logik durch einfaches Vorschalten von zwei UND-Gattern realisiert werden:

Abb. 4.18: Getaktetes RS-Flipflop (gated Latch).

Die Schaltung gehorcht jetzt dem folgenden Zeitsignal:

Abb. 4.19: Taktsignal des getakteten Flipflops.

Nur während des relevanten "1"-Pegels werden Signale durch das Flipflop weitergeleitet ("1" wurde in diesem Fall willkürlich als der aktive Pegel vorgegeben).

Ein derart gesteuertes System wird "taktpegel-gesteuert" genannt, die Funktion wird als "Taktpegel-Steuerung" bezeichnet.


4.4.2 Das D-Flipflop (data latch)

Auch durch die Taktpegel-Steuerung ist beim RS-Flipflop der "verbotene" Zustand (R=S="1") nicht beseitigt worden. Eine geringfügige Änderung des getakteten RS-Flipflops kann allerdings zur Vermeidung dieses Zustandes führen.

In dieser abgewandelten Form des RS-FF wird der R-Eingang durch das invertierte S-Signal definiert, es existiert also nur noch ein einziges logisches Eingangssignal, das in diesem Fall dann als "D" (von Datum bzw. von engl. data oder delay) bezeichnet wird.

Abb. 4.20: D-Flipflop.



R=S ist also nicht mehr möglich, der Speicher-Zustand wird jetzt durch Takt="0" realisiert. Dieses Flipflop benötigt zur Steuerung des logischen Verhaltens also nur einen einzigen Eingang und entspricht damit weitestgehend dem Latch-Flipflop.

Das so entstandene Flipflop wird "D-Flipflop" genannt.

Das KV-Diagramm des D-Flipflops kann als vereinfachtes KV-Diagramms des RS-FF angegeben werden, gleichzeitig wird der nicht erlaubte Zustand eliminiert:


Abb. 4.21: KV-Diagramm des D-Flipflops.

In der Schaltzeichen-Symbolik wird die Taktpegel-Steuerung durch ein Rechteck markiert:

Abb. 4.22: Schaltzeichen (links) und Taktsignal des KV-Diagramms.



4.4.3 Das JK-Flipflop

Eine weitere Möglichkeit, den im RS-Flipflop verbotenen Zustand zu vermeiden, besteht in der Definition einer neuen (vierten) erlaubten Funktion. Diese erweiterte Eigenschaft des FF wird durch eine zusätzliche Rückkopplung der Flipflop-Ausgänge erzeugt, mit ihr wird die sogenannte "Wechsel"-Funktion (eng. toggle) eingeführt.


Abb. 4.23: JK-Flipflop in gemischter Darstellung (AND/NOR).

Die logischen Eingänge dieses neuen Flipflop-Typs, die die Eingänge R und S ersetzen, werden jetzt als J und K bezeichnet (von engl. J = jump, K = kill); das Flipflop wird entsprechend JK-Flipflop genannt.

Im KV-Diagramm können jetzt vier eigenständige Funktionen unterschieden werden:

Abb. 4.24: KV-Diagramm des JK-Flipflops mit neuem Zustand "Wechseln" (toggle-Zustand).



Für die Funktionsgleichung und Funktionstabelle des JK-Flipflops ergibt sich:

(4.4)


J
K
Q+
Funktion
0
0
Q
Speichern
0
1
0
Rücksetzen
1
0
1
Setzen
1
1
Toggle

Tab. 4.5: Funktionstabelle des JK-Flipflops.

In der praktischen Anwendung ist insbesondere das Wechseln des Ausgangswertes von Bedeutung. Neben der Funktionstabelle ist gerade in Verbindung mit dieser Betriebsart die sogenannte Übergangstabelle des JK-Flipflops sehr nützlich:

Q Q+
J
K
Funktion
Term (*)
0 0
0
x
not jump
0 1
1
x
jump
1 0
x
1
kill
1 1
x
0
not kill

Tab. 4.6: Übergangstabelle des JK-Flipflops.
(*) für den Übergang verantwortlicher Term aus der Funktionsgleichung.

Da mit der neuen Funktion "Wechsel" (toggle) ein einmaliges Umschalten der FF-Ausgangswerte verbunden ist, führt der Einsatz einer Taktpegelsteuerung zu Problemen. Die Wahrheitstafel Tab. 4.5 geht von einem Verknüpfungsnetz aus, bei dem die Signaleingänge während einer Taktperiode stabil bleiben. In der hier gegebenen Schaltung ändern sich aber die Eingangssignale, falls die Ausgangssignale sich ändern.

Beispiel:

Es sei

J = K = "1" und Q = "0" . (4.5)

Bei Anlegen des Taktimpulses wird Q = "1" (siehe Tab. 4.5). Diese Signaländerung tritt nach Verstreichen der schaltungsgegebenen Verzögerungszeit tp ein. Die neue Situation lautet also

J = K = "1" und Q = "1". (4.6)

Bleibt der Takteingang weiterhin geöffnet, wiederholt sich dieser Prozeß; es findet ein ständiger Wechsel zwischen Gl. 4.5 und Gl. 4.6 statt. Das Ausgangssignal Q oszilliert also zwischen "0" und "1".

Abb. 4.25: JK-Flipflop mit "race-around"-Schwingungen.


Dieser Vorgang (im Engl. als "race-around" bezeichnet) kann nur dadurch vermieden werden, daß eine Steuerung mit Taktimpulsen vorgenommen wird, die kurz im Vergleich zur FF-Durchlaufzeit tp sind.

4.4.4 Taktflanken-Steuerung

Um Taktimpulse endlicher Dauer einsetzen zu können und gleichzeitig die Forderung nach einem einmaligen Wechsel zu erfüllen, wird eine Taktflankensteuerung eingeführt. Diese Art der Steuerung definiert eine aktive Taktflanke, bei der die Auswertung der logischen Steuereingänge vorgenommen wird.

Eine Flankensteuerung kann bereits durch einfaches Hintereinanderschalten zweier taktpegelgesteuerter JK- oder RS-Flipflops realisiert werden.


Abb. 4.26: Master-Slave-Konfiguration zweier Flipflops (JK/RS).

Anordnungen dieser Art werden als "Master-Slave"-Schaltungen bezeichnet, da das erste FF vollständig das zweite kontrolliert.

Die Funktionsweise dieses Flipflops kann in vier Phasen aufgeteilt werden:

Abb. 4.27: Taktimpuls.

  1. Trennung von Master und Slave.
  2. Eingabe der JK-Signale in den Master.
  3. Sperrung der JK-Eingänge.
  4. Übertragung der Daten vom Master zum Slave.



In der hier gezeigten Anordnung erfolgt der effektive Signalwechsel an den Q-Ausgängen also mit der abfallenden Taktflanke (1 --> 0).

Flipflops, zu deren Steuerung eine Flanke des Taktsignals benutzt wird, werden als "einflankengesteuerte" Flipflops bezeichnet.

Definition: